„Nachdem nunmehr der Bau des Ausstellungsgebäudes fertig ist, erscheint es mir angebracht Ihnen einige Aufschlüsse über die tragenden Baugedanken und ihre Verkörperung zu geben. Die Grundlage für die Gestaltung der Bauanlage war der Gedanke, den Garten durch den Neubau nicht zu stören, sondern durch niedrige Baumassen ihm volle Südsonne zu zuführen. Giebel und Dach der Lohberg Turnhalle konnten durch einen höher geführten Bauteil verdeckt werden. Das hierbei geschaffene Obergeschoss ergab die angestrebte Betonung des Haupteingangs und des vom Gartenpodest zunächst sichtbaren Teiles des Neubaues. Durch die starke Gliederung des Erdgeschosses wird der Blick von der in Verlängerung der alten Gartenmauer liegenden rechten Wand abgelenkt, wodurch erreicht ist, dass das Gebäude im Verhältnis zum Gartenraum die genügende Größe erhielt. Dies ergab wieder den Maßstab für die übrigen Bauflügel, die nach aussen möglichst unterdrückt werden mussten, um dem Garten und dem kleinen Schmuckhof eine relativ große Raumweite zu sichern. Die Oberlichtlaternen der Flachdächer hingegen sind so gesetzt und so geteilt, dass den Hofwänden ein vergrößernder Maßstab geschaffen ist. Nach dieser Andeutung einiger elementarer Gründe für die aussenräumliche Anlage ist über den Innenraum zu erwähnen, dass die Aufgabe bestand, grösste Wandlängen mit bestem Licht zu schaffen.
Ausstellungsraum.
Der Umstand, dass die wertvollen Lichtfronten nach Osten und Westen durch Nachbarwände verbaut sind, erschwert die Lösung ebenso wie die durch den Bauplatz gegebene Breitenbeschränkung der Ausstellungsräume (unter 5 Meter). Durch einen Flügelbau in Hufeisenform in Verbindung mit dem Laternensystem der Oberlichter gelang es, die Nordwand ohne jeden Platzverlust für die Behängung freizumachen und die Südwand so zu unterteilen, dass mehr als die Hälfte ihrer Länge durch die Deckenflächen der Oberlichtlaternen gegen direkte Besonnung geschützt werden. […] Eine Störung für die Bildbetrachtung kann jedoch auch bei ungünstigem Sonnenstand nicht eintreten, da alle Wandfenster im Raum fehlen, somit jeder Wandverlust und Fensterblendung vermieden sind. […] Die Höhenlage der Oberlichtflächen in ihrer Eigenhöhe sind genau darauf berechnet, dass die auf das Bild fallenden Lichtstrahlen unterhalb der Augenhöhe zurückgeworfen werden. […] Durch geeignete Teilung der Decken, sowie Ausnutzung äusserer und innerer Reflexflächen und durch die Wahl der Verglasung ist eine Zerstreuung der Lichtverhältnisse zu erreichen versucht. Eine Unterbrechung der fast 80 Meter langen Wandfläche ist nur durch 2 Türöffnungen geschehen. […]“
Wilhelm Bräck (3. Oktober 1930)
Chronologie
1921
um 1929 März/April – Oktober 1930 1932 1. September 1942 – Ende 1944
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1945 – 1946 1947 1949 1950 März und Juli 1961 2018 |
Literaturempfehlungen
Dame, Thorsten, Der Overbeck-Pavillon: Ein Ausstellungsbau der Moderne in Lübeck,
Universität der Künste Berlin, Berlin 2003.
Heise, Carl Georg, Das Behnsche Haus. Sorgen und Hoffnungen lübeckischer Kunstpflege.,
in: Lübeckische Blätter, 64, 37, 1922, S. 355.
Höhns, Ulrich, Versteckte Moderne. Wilhelm Bräck und der Pavillon der Overbeck-Gesellschaft,
in: Zybok, Oliver (Hg.), Alle. Künstlerinnen und Künstler in der Overbeck-Gesellschaft Lübeck
1918-2018, Ausst.-Kat. Overbeck-Gesellschaft Lübeck, Bielefeld 2018, S. 44-52.
Höhns, Ulrich (Hg.), Moderne Architektur in Schleswig-Holstein 1920 – 1937. Eine Spurensuche,
Ausst.-Kat. Landesarchiv Schleswig-Holstein Schleswig, Wenzel Hablik-Museum Itzehoe,
Overbeck-Gesellschaft Lübeck, Schleswig 2001, S. 34f.